Schlittenhundesportclub Thüringen 1990 e.V. Schlittenhundesportclub Thüringen 1990 e.V.
NEWS + PRESSE
Termine aktuell
Pressemitteilungen
DER SSCT
DER SCHLITTENHUND
DER HUNDESPORT
VERANSTALTUNGEN
SSCT-RENNEN
DOWNLOADS
BILDERGALERIE
GÄSTEBUCH
KONTAKT
IMPRESSUM
DATENSCHUTZ

 
HOME | Sitemap
HEUTIGES DATUM
12.12.2024

BESUCHER SEIT 15.10.99:
40.713.014

LETZTE ÄNDERUNG AM:
20.10.2024
 
19.04.2022 - PM "Je länger, je lieber"
 
Pressemitteilung "Je länger, je lieber" vom 19.04.2022
Bei Weiterverarbeitung als Verfasser bitte „SSCT e.V.“ angeben.
Entsprechende Fotos können - falls benötigt - zur Verfügung gestellt werden.
 
 
Langstrecken-Aufschwung beim Schlittenhundesportclub Thüringen
Als am vergangenen Montag im kleinen nordschwedischen Nest Lannavaara, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen, die ersten Sieger des Tobacco-Trail-Schlittenhunderennens geehrt wurden, kämpfte Anke Schiller-Mönch 35 Kilometer entfernt noch damit, dieses Ziel überhaupt zu erreichen. Ein Sturm hatte sie und ihre 7 Siberian-Husky-Hündinnen festgesetzt – mitten im endlosen weißen Nichts, um sich herum kaum anderes als metertiefen Schnee, ein paar verkümmerte Bäumchen und die konturlose Einöde Nord-Lapplands.

Auch wenn für viele das immer noch der Inbegriff des traditionellen Schlittenhundesports ist - Mensch und Tiere gemeinsam durch Dick und Dünn - muss man schon zu einer speziellen Sorte Mensch gehören, um sich solchen Situationen nicht nur auszusetzen, sondern sie geradezu zu suchen und ihnen sogar noch etwas Positives abzugewinnen.
In ganz Deutschland gibt es kaum mehr als eine Handvoll davon. Umso bemerkenswerter ist es, dass im vergangenen Winter so viele dieser Langstreckenspezialisten wie schon lange nicht mehr den Schlittenhundesportclub Thüringen (SSCT) e.V. auf Rennen – zumeist in Skandinavien – vertreten haben.

Anke Schiller-Mönch, aktuell Vorsitzende des SSCT, sorgte dabei mit ihrem abenteuerlichen Ausflug in den Hohen Norden für den Schlusspunkt unter eine lange Saison.
Obwohl sie selbst aus einer Musher-Familie stammt und gewissermaßen im Husky-Zwinger groß geworden ist, dauerte es bis zu diesen Apriltagen, dass sie selbst erstmals ein langes Rennen in Angriff nehmen konnte.
„Zu Beginn meines Berufslebens war an eigene Schlittenhunde nicht zu denken; dann stand die Familienplanung im Vordergrund. Erst vor 10 Jahren bekamen wir überhaupt unsere ersten beiden Hunde, ein älteres Geschwisterpaar aus dem Zwinger meiner Mutter“, erzählt sie. Und erst jetzt ist ihr eigenes Gespann so weit, solche Aufgaben zu meistern wie beim Tobacco Trail die insgesamt 162 Kilometer von Lannavaara nach Jukkasjärvi und zurück.
Dabei war die Strecke als solche gar nicht so sehr die Herausforderung. Vor allem die Verhältnisse sorgten schon vor dem Start für Kopfzerbrechen. „In den letzten Tagen vor dem Start schneite es ohne Unterlass, wir bekamen noch einmal mindestens einen halben Meter Neuschnee“, berichtet sie. „Das hieß, der Trail würde extrem tief sein – Schwerstarbeit für jeden Schlittenhund.“ Die hatten sich zwar seit Mitte Januar vor Ort in Nordschweden auf dieses Rennen vorbereitet; weil aber pünktlich zum Rennen einige ihrer Hündinnen läufig wurden und damit dem einzigen Rüden im Team derart den Kopf verdrehten, dass an seinen Einsatz im Gespann nicht zu denken war, musste die 47-Jährige Weimarerin notgedrungen mit einem reinen Ladies-Team an den Start gehen. Gerade auf kraftraubenden tiefen Strecken ein enormer Nachteil.
Und doch ließ das einzige Thüringer Gespann im Feld sich davon nicht beeindrucken – genausowenig von der Tatsache, dass es nach nur 15 Kilometern von einer Herde Rentiere in die Irre geführt wurde. Die Tiere wurden von ihren Besitzern über den Schlittenhunde-Trail zusammengetrieben - bis jener nicht mehr zu erkennen und stattdessen ein neuer „Rentier-Trail“ eröffnet war, dem Schiller-Mönchs Hunde bereitwillig folgten. Als die ihren Fehler erkannte, war es schon zu spät – fast eine Stunde dauerte es, bis sie und ihr Gespann wieder auf den rechten Pfad zurückgekehrt waren…

Missgeschicke, wie sie im Langstrecken-Schlittenhundesport an der Tagesordnung sind und von denen auch Angela und Andreas Wiatowski und Mathis von Siebenthal ein Lied singen können. Sie sind mit verantwortlich für den neuen Langstrecken-Aufschwung im SSCT, auch wenn sie noch nicht allzu lange Mitglied im Verein sind. Besonders bemerkenswert: Alle drei sind keine Thüringer und haben sich doch bewusst dem Verein aus dem Freistaat angeschlossen, weil der im Gegensatz zu vielen anderen Schlittenhundesportclubs in Deutschland im Ruf steht, sehr offen gegenüber der seltenen (und manchmal auch etwas eigenen) Spezies Langdistanz-Musher zu sein. Der Lohn für den Verein: Zum ersten Mal seit vielen Jahren war er damit wieder auf einer Langstrecken-Weltmeisterschaft vertreten. Ausgetragen wurde die über 300 Kilometer im Rahmen des Polardistans-Rennens Anfang März in Mittelschweden. Und sowohl Angela Wiatowski – wohnhaft im sachsen-anhaltischen Gardelegen – als auch Mathias von Siebenthal, der eigentlich in Baden-Württemberg zuhause ist, schlugen sich wacker. Im Gegensatz zu zahlreichen Konkurrenten, die das Rennen aufgeben mussten, kamen sie nicht nur wohlbehalten im Ziel an, sondern belegten auch noch achtbare Platzierungen. Während Wiatowski in der 12-Hunde-Klasse auf Rang 5 einkam, belegte von Siebenthal unter deutlich mehr Startern in der 8-Hunde-Klasse einen famosen 7. Platz.
Nicht zu vergessen Andreas Wiatowski, der beim Vildmarksracet, einem 120-Kilometer-Vorbereitungsrennen im Januar in Mittelschweden, den Platz seiner Frau auf dem Schlitten einnahm und damit - bei seinem ersten langen Rennen - auf Anhieb Sechster wurde.

Für Vereinschefin Anke Schiller-Mönch waren derlei Ambitionen hingegen völlig nebensächlich. Bei ihrer Langstrecken-Premiere ging es um nichts anderes als darum, Erfahrungen zu sammeln. Und die bekam sie – nicht nur in Form bereits erwähnter Rentierherde.
Auch die 6-Stunden-Pflichtpause im Checkpoint bei Hälfte des Rennens war ein ganz eigenes Erlebnis. „Ich kam gegen 21 Uhr dort an; nachdem die Hunde gefressen und sich schlafen gelegt hatten, kam auch ich etwas zur Ruhe, machte es mir in meinem Schlafsack auf dem Schlitten bequem – und just in diesem Moment begannen ein paar Nordlichter durch die Wolkenlücke zu tanzen“, schildert sie den besonderen Reiz dieser Nacht.
Dabei stand die größte Herausforderung noch bevor, als sie sich um kurz nach 3 Uhr in der Nacht auf den Rückweg in Richtung Ziel in Lannavaara machte. Inzwischen hatte es begonnen zu schneien, und der Wind nahm Minute um Minute zu. Bis er sich nach etwa 25 Kilometern zu einem veritablen Sturm ausgewachsen hatte, der den Trail komplett zugeweht hatte. Von der Strecke war nichts mehr zu sehen, Schiller-Mönch und ihre Hunde kämpften sich über rund 15 Kilometer Meter für Meter durch den Tiefschnee; als auch von den Birkenstecken, die als Markierungen dienten, jede Spur fehlte, war guter Rat teuer: Sie steckten fest im Sturm.
„Wenn ich nur eine Sache gelernt habe in diesen insgesamt 30 Stunden auf dem Trail, dann, in solchen Momenten die Ruhe zu bewahren und einen Plan zu machen.“
Dieser hieß erstmal: Abwarten und aussitzen. Und auf die Gespanne des 300-Kilometer-Rennens beim Tobacco Trail zu warten, die ihr irgendwann entgegenkommen müssten und denen ein paar Schneemobile vorausfahren müssten, um den Trail wieder aufzubrechen.
Doch nach 2 Stunden waren sie und ihre Hunde der Warterei in Schnee und Sturm überdrüssig – Anke Schiller-Mönch beschloss, den Trail selbst zu suchen, mithilfe ihres GPS-Geräts. Und ihrer Huskies.
Noch heute, mehr als eine Woche später, wirkt sie sichtlich berührt, wenn sie erzählt, wie insbesondere ihre Leithündin Babe über sich hinaus gewachsen ist, als es darum ging, ihr Gespann und ihre Musherin aus dieser Situation herauszuführen. Mit Erfolg.

Als alle 8 – Hündinnen und Musherin – tatsächlich das Ziel erreichten, waren sie nicht nur wieder in Lannavaara angekommen, sondern auch in der Welt des Langdistanz-Mushings. 10 Stunden nach dem Sieger, 5 Stunden nach dem Vorletzten und 4 Stunden nach der Siegerehrung. „Aber das war mir völlig egal – ich war noch NIE so zufrieden, ja sogar stolz, mit einem letzten Platz wie hier.“ Weil im Langstrecken-Schlittenhundesport manchmal alleine schon Ankommen der größte Sieg ist. (samö)

 
 Beitragsübersicht: 
  19.04.2022 - PM "Je länger, je lieber"  
  20.03.2022 - PM "Gipfelstürmer in den französischen Alpen"  
  25.02.2022 - PM "SSCT-Starter kratzen am WM-Podest"  
  21.02.2022 - PM "Thüringer Schlittenhundesportler starten in heiße Saisonphase"  
  15.11.2021 - PM "Erfolgreicher Saisonstart für Thüringer Schlittenhundesportler"  
  05.02.2020 - PM "Aus für das Schlittenhunderennen Frauenwald"  
  20.01.2020 - PM "Warten auf Schnee vergebens / Frauenwald verschoben"  
  21.02.2019 - PM "Oberhof ist bereit"  
  18.02.2019 - PM Oberhof "Endspurt in Oberhof"  
  31.01.2019 - PM Frauenwald "Grünes Licht"  
  27.01.2019 - PM Frauenwald "Frauenwald bestens gerüstet"  
  16.01.2019 - PM Frauenwald "Schlittenhundefieber am Rennsteig"  
  07.02.2017 - PM Frauenwald "Thüringer Starts beim Rennwochenende in Frauenwald"  
  02.02.2017 - PM Frauenwald "Suppennacht und spannende Wettkämpfe"  
  29.01.2017 - PM Oberhof "Schlittenhundesport meets Biathlon-Mekka"  
  15.01.2017 - PM Frauenwald "Endlich Schnee"  
  04.01.2017 - PM Frauenwald "Thüringen im Huskyfieber"  




 


HOME | NEWS + PRESSE | DER SSCT | DER SCHLITTENHUND | DER HUNDESPORT | VERANSTALTUNGEN | SSCT-RENNEN | DOWNLOADS | BILDERGALERIE | GÄSTEBUCH | KONTAKT | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ